Wildnis erleben im Naturgarten, wie geht denn das?
Unter dieser Überschrift haben wir auf den Naturgartentagen in Hagen, der großen Jahrestagung des deutschlandweit tätigen Naturgartenvereines, einen Workshop
abgehalten. Zum Programm gehören jedes Jahr einige Workshops, die für die Mitglieder angeboten werden. Und dieses Jahr war erstmals in der 30-jährigen Vereinsgeschichte ein Wildnispädagogik-Workshop dabei. Katrin und ich hatten für die Teilnehmenden ein buntes Programm kreiert, welches auf großes Interesse getroffen ist.
Die Natur hautnah erlebbar machen!
Die Natur bietet einen Quell an Möglichkeiten, das seelische und körperliche Wohlbefinden zu erhalten und zu verbessern. Viele Menschen sehnen sich nach bewussteren Naturerfahrungen, weil wir verlernt haben, wie wir Natur erleben und wie wir die Naturverbindung wahrnehmen können.
Jeder Mensch kennt es: die Freude, wenn wir schöne Naturräume vor uns sehen; die Entspannung, die uns sofort befällt, wenn wir beim Wandern an einen Naturteich gelangen; die Begeisterung bei der Entdeckung einer Eidechse, eines Vogels, einer ersten emsigen Hummelkönigin im Frühling …
Genau das ist es, was man unter Biophilie versteht: Wir lieben das Leben.
Gerade Naturgärten sind besonders gut geeignete Orte für solche Erlebnisse. Sie sind ein Gesundheits- und Wohlfühlfaktor, wo wir eine wesentlich reichhaltigere Vielfalt von
Pflanzen und Tiere vorfinden als in traditionellen Gärten. Dieses zu Erleben gibt uns Freude, Energie, Kraft und positive Stimmung – all das, was wir so gut gebrauchen können, um geistig und körperlich gesund zu bleiben.
Auch auf spiritueller Ebene ist es äußerst empfehlenswert, die uralte Verbindung zu den vielfältigen Lebensformen, den pflanzlichen sowie den tierischen, und der Mutter Erde im Ganzen wieder aufzunehmen.
Hier zeigt uns die Natur- und Wildnispädagogik Wege, wie wir die Verbindung zwischen unseren Gartentieren, den Wildpflanzen und unserem Inneren erleben und stärken können. Mithilfe der wildnispädagogischen Übungen kommen wir an den Punkt, uns im Netzwerk der Natur geborgen zu fühlen, die Verbindung zum Leben zu spüren und immer mehr auch wieder uns selbst zu leben. Auf diese Weise können wir die Energie unserer Gärten auch für andere erlebbar machen.
In den Übungen auf den Naturgartentagen nutzten wir unsere verschiedenen Sinne in spielerischen und auch ruhigen Übungen, mal in Zweierteams, mal in der Gruppe, mal
jeder für sich.
Ein Beispiel dafür ist das Pflanzen-Memory
- Bildung von Paaren/Gruppen, 2-5 pro Gruppe
- vorbereitete Arrangements von 4-8 Natur-Gegenständen (z.B. Samenkapseln, Grasrispen, Blätter, Nüsse, Steine …) auf einem Tuch oder einem Blatt Papier werden für 30 Sek. aufgedeckt. Die Teilnehmenden werden eingeladen, möglichst genau hinzuschauen und sich die Art und Anordnung der Dinge genau zu merken.
- Die Gruppen dürfen nun das Arrangement möglichst detailgetreu nachbilden. Die passenden Gegenstände werden gesucht und auf ein leeres Tuch/Papier neben das Verdeckte gelegt.
- Wenn alle Gruppen fertig sind, werden die beiden „Bilder“ verglichen und die einzelnen Gegenstände besprochen
- Du kannst jeden Treffer feiern.
Andere Elemente des Workshops waren das Baum-Wiedererkennspiel und die Fühlstation. Zwei Stunden lang bewegten wir uns eher auf der Sinnesebene und ließen das kognitive Element mal ruhen. Es gab viel Spaß und frische Luft. Das empfanden die Teilnehmenden als erfrischend und wohltuend. Abschließend haben wir das Erlebte und die Erkenntnisse in der Gruppe am symbolischen Feuer reflektiert und miteinander ausgetauscht. Auch das ist eine uralte Tradition: im Kreis sitzen und Geschichten erzählen.
Es war ein voller Erfolg und wir sind dankbar, dass uns das Orgateam der Naturgartentage diese Möglichkeit gegeben hat, die Tagung zu bereichern!
Für zu Hause bekamen die Teilnehmer*innen die Übungsanleitungen als Handout zur Wiederholung und Vertiefung mit. Diese „Werkzeuge“ aus der Natur- und Wildnispädagogik eignen sich hervorragend, auch den naturfremderen Menschen jeden Alters aus unserer Verwandtschaft und Nachbarschaft unsere Naturgärten näherzubringen und damit eine Breitenwirkung zu erzielen. Das ist uns Naturgärtnern ja auch ein wichtiges Ziel neben der eigenen Gesundheit: wir wollen all den anderen Lebensformen unseres großartigen Planeten wieder mehr Raum, Futter und Freiheit und damit eine Überlebenschance schenken.
Also gehen wir zusammen raus: an die frische Luft, in unseren Garten, in den Wald, auf die Wiese und an die Öffentlichkeit! Viel Freude dabei!
Hier ein paar Eindrücke unseres Workshops: